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Radtour auf dem Berliner Mauerstreifen am 22.08.2005
Bericht & Fotos von Marco Bertram
Am Montag, den 22. August 2005 nutzte ich die Gunst der Stunde - das Wetter war bestens, und einer sonnigen Radtour stand im Prinzip nichts
mehr im Wege.
Mit dem Rad fuhr ich an einem Stück den ehemaligen Berliner Mauerstreifen ab, um mir noch einmal einen guten
Gesamteindruck verschaffen zu können. Zugleich sollte es eine kleine sportliche Herausforderung sein.
Um 7:50 startete ich am Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor in Richtung Potsdamer Platz. Neuneinhalb Stunden später traf ich wieder um
17:20 Uhr am Brandenburger Tor ein. Wegen des Umweges über Potsdam legte ich rund 170 Kilometer zurück...
Aktuelle Fotos vom Mauerstreifen in Berlin
Es ließ sich anfangs ganz gut an. Die Luft war noch frisch und die ersten Kilometer wurden rasch zurückgelegt. Vorbei am Potsdamer Platz, an dem Mauerabschnitt in der Niederkirchnerstraße, am mittlerweile geräumten Gelände am Checkpoint Charlie und am Axel-Springer-Hochhaus.
Weiter ging es Bethaniendamm, an der East-Side-Gallery an der Mühlenstraße, über die Oberbaumbrücke, vorbei am stehen gelassen Grenzturm in Treptow, Harzer und Heidelberger Straße entlang bis zum Mauermahnmal an der Kiefholzstraße.
Nach der Vorfreude und Ungewissheit in der S-Bahn auf dem Weg zum Brandenburger Tor war ich nun froh, endlich auf dem Rad zu sitzen und die ersten 20 Kilometer locker zurückgelegt zu haben.
Während die anderen mit dem Rad oder dem Auto zur Arbeit fuhren, kämpfte ich mich durch Baumschulenweg. Die Hektik und Rücksichtslosigkeit der anderen Verkehrsteilnehmer waren beachtlich. Man merkte, dass alle schnell und pünktlich ihre Arbeitsstelle erreichen wollten, und ich war froh, als es in Rudow endlich ruhiger wurde.
An der Rudower Höhe stieß ich auf ein übrig gebliebenes Stück Hinterlandmauer. Ein Stück weiter wurde an der Autobahn in Richtung Schönefeld gearbeitet. An der Grenze zwischen Berlin und Brandenburg wurde es dann richtig idyllisch. Auf dem Gelände des ehemaligen Mauerstreifens siedelten sich mittlerweile unzählige kleine landwirtschaftliche Höfe an. Rechts vom asphaltierten Kolonnenweg weideten Schafe, Kühe und Ziegen. Auf den einsam stehenden Laternen, bei denen teilweise bereits die Lampen abmontiert wurden, harrten Krähen und beäugten mich skeptisch.
2 Stunden nach Abfahrt am Pariser Platz traf ich in der Gartenstadt Großziethen ein. Dort zelteten wir vor vier Jahren das erste Mal auf der Wanderung entlang des Mauerstreifens. Damals kam morgens ein Fernsehteam von tv-berlin vorbei und fertigte ein paar Aufnahmen für einen Kurzbericht an.
Wetter und Route waren optimal. Vormittags hatte ich bei der Fahrt in Richtung Westen die Sonne von hinten, und am Nachmittag war es nördlich von Berlin genau anders herum. Immer den rissigen Asphaltweg entlang ging es über Mahlow und Marienfelde nach Teltow. Ein ganzes Stück folgte ich dem Teltowkanal, bevor ich nach Norden abbog und auf den Verlauf der alten Stammbahn stieß. Die Stammbahn war einst Preußens älteste Eisenbahnlinie und führte von Potsdam nach Zehlendorf.
Hinter Dreilinden ging es rasch auf dem Königsweg in Richtung Kohlhasenbrück und Steinstücken. An der Bäkewiese am Griebnitzsee sind noch ein paar farbige Mauerelemente zu finden. In einer Betonspalte hingen schlaff ein paar Blumen, die am 13. August jemand hineingesteckt hatte.
Am nördlichen Ufer des Griebnitzsees ging es vorbei am Jagdschloss Glienicke zur Glienicker Brücke, an der ich gegen 12:15 Uhr eintraf. Ich studierte die Karte und stellte eine Route zusammen. Hier verlief die Grenze auf der Havel, und da ich keine Fähre benutzen wollte, wählte ich den Umweg über die Innenstadt von Potsdam. Eigentlich wollte ich von der B1 in Richtung Sacrow abbiegen, doch nach einer holprigen Fahrt über Stock und Stein gelangte ich doch zur B2, die in Richtung Spandau führte. Dieser Bundesstraße folgte ich auf dem parallel führenden Fahrradweg bis nach Groß-Glienicke, wo ich bei einer Bäckerei eine kleine Pause einlegte.
Der B2 folgte ich bis zur Karolinenhöhe, dort zweigte der Grenzverlauf nach Westen ab. Als ich zuvor am Landschaftsfriedhof Gatow einen prüfenden Blick auf die Karte warf, kam von hinten ein Radler an, bimmelte wie wild und nölte: Kannste nich woanders stehen?
Rechts neben mir waren gut zwei Meter Platz. Ich nutzte diese kleine Anmache und nahm "Verfolgung" auf. Der junge Mann vor mir fuhr gutes Tempo, war wohl erstaunt über meine Verfolgung und radelte noch schneller. Ich nutzte ihn als kleinen Tempomacher, und schon nach wenigen Minuten erreichten wir die Karolinenhöhe, an der ich nach links abbiegen musste.
Am Hahneberg wurde ich auf die wieder verstärkt auftretenden Mauerweg-Schilder aufmerksam. Diese Schilder führten mich wunderbar durch Staaken, denn hier hatte ich nach der Grenzöffnung der Verlauf der Grenze von Berlin zu Brandenburg stark geändert.
Landschaftlich wunderschön wurde es nördlich von Staaken und Falkenhöh. Der Eiskeller mit seinen Bauernhöfen und Wiesen war erreicht. Durch den Berliner Forst Spandau ging es geradewegs zur Havel, wo ich eine zweite kleine Pause einlegte und ein erfrischendes Bad an einer ruhigen Stelle nahm.
In Nieder-Neuendorf südlich von Hennigsdorf befindet sich am Ufer der Havel ein ehemaliger Grenzturm mit einer recht großen Ausstellung. An diesem weiß angestrichenen Turm vorbei ging es auf dem Fernradwanderweg "Berlin-Kopenhagen" nach Hennigsdorf, wo ich positiv überrascht wurde. Der Mauerwanderweg wurde inzwischen ausgebaut und führte schön ruhig hinter dem Gewerbegebiet immer an der Havel entlang.
Über Heiligensee kam ich auf direktem Wege nach Frohnau, wo ich etwas den Faden verlor. Bereits auf der Wanderung im Juli 2001 wählten wir den Weg quer durch die Siedlung, und auch dieses Mal blieb mir nach kurzer Suche nichts anderes übrig, als mir den Weg über die kleinen Kopfsteinpflasterstraßen zu bahnen.
Sehr reizvoll wurde es noch einmal im Naturschutzgebiet bei Lübars. Der Weg führte über Holzstege, die ein Feuchtbiotop durchquerten. Ich stattete dem Dorfanger von Lübars einen Besuch ab, bevor es auf dem Asphaltweg hinunter in Richtung Wilhelmsruh und Niederschönhausen ging. Der Fernsehturm war bereits am Horizont zu sehen, und flott ging es bergab bis nach Schönholz.
Die letzten Kilometer waren nach den langen Abschnitten in Wald und Flur alles andere als erfreulich, doch das nahe Ziel motivierte mich. In der Bernauer Straße wurde heftigst gebaut. Asphalt und Straßenbahnschienen waren aufgerissen, und ich vermisste die Bäume vor dem Mauerstück gegenüber der Gedenkstätte. Das Ganze wirkte nun nackt und hässlich.
Ich hielt mich nicht lange auf und fuhr zügig geradewegs am Schifffahrtskanal entlang zum Reichstag und Brandenburger Tor.
Nach genau neuneinhalb Stunden traf ich um 17:20 Uhr an der Straße des 17. Juni ein und fertigte ein paar letzte Bilder an.
Zufrieden über den Verlauf der Tour, ließ ich alles kurz Revue passieren und stieg in die S-Bahn in Richtung Schöneberg ein...
Fotos von der Radtour auf dem Mauerstreifen
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Radtour auf dem Berliner Mauerstreifen am 31.08.2005
9 Tage nach der ersten Tour folgte eine zweite Fahrradtour auf dem Berliner Mauerstreifen.
Dieses Mal zu zweit. Gemeinsam mit dem Geschichtsstudenten Silvio Henke ging
es die rund 170 Kilometer im Uhrzeigersinn rund um den Westteil der Stadt.
Das Wetter war wie beim ersten Mal phantastisch, und die ersten 70 Kilometer gingen flott.
Eine unangenehme Überraschung gab es am Teltowkanal, als ich feststellen musste, dass sich ein spitzer
Gegenstand in meinen hinteren Reifen gebohrt hatte. Langsam aber stetig wich die Luft aus dem Reifen, doch glücklicherweise
war das Loch so klein, dass ein Nachpumpen alle 30 Minuten genügte.
Wieder vorbei am Griebnitzsee, an Potsdam, an Groß-Glienicke und Hennigsdorf wurde die Strecke
bis gegen 19 Uhr abgeradelt.
Wieder war diese Strecke ein großartiges und interessantes Erlebnis, das man wärmstens weiterempfehlen kann!
Die nächsten Mauer-Radtouren mit uns wird es wohl wieder ab dem Frühjahr 2006 geben.
Eine Wanderung auf dem Mauerstreifen / 2001
aktuelle Bilder vom Berliner Mauerstreifen
Infos zur Wanderausstellung "Bereits Gras über der deutsch-deutschen Grenze?"
Informationen zum Diavortrag zur deutsch-deutschen Grenze
Fotos & Bericht zur Doku der deutsch-deutschen Grenze
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Infos zu Marco Bertram:
Freier Autor und Foto-Journalist sowie Student der Germanistik & Geographie an der HU
Berlin.
Zahlreiche Reisen nach Russland, Brasilien, Kanada, Ägypten und quer durch Europa.
Verfasser einer Vielzahl an Berichten, Reisereportagen und Kurzgeschichten.
Autor zahlreicher Bücher.
Segelprojekt Berlin-Sydney 2000
Im April 2005 wurde eine Wanderausstellung zur deutsch-deutschen Grenze realisiert. Vorabpräsentation beim Europäischen
Parlament in Brüssel.
Diavorträge zur Transsib & zur deutsch-deutschen Grenze
Infos: Reiselogbuch & Projekte
Weitere Infos zu Marco Bertram
Hansa-Rostock-Buch Kaperfahrten:
Im Dezember 2020 kam das 512-seitige Buch "Kaperfahrten - Mit der Kogge durch stürmische See" auf den Markt.
In dem blau-weiß-roten Wälzer von Marco Bertram geht es um die Historie des F.C. Hansa Rostock von 1988 bis 2020. Von der DDR-Oberliga über die 1. Bundesliga bis zur jüngeren Vergangenheit in der 3. Liga. Mitgewirkt haben an diesem beeindruckenden Werk rund 20 Hansa-Fans.
Infos zum Buch Kaperfahrten auf www.marco-bertram.de
Infos zu Kaperfahrten auf turus.net
Im Fotoarchiv von www.ddr-fotos.de werden online hunderte s/w-Aufnahmen aus der DDR gezeigt.
Das Archiv umfasst insgesamt rund 50.000 Fotos und erstreckt sich im Zeitraum von 1949 bis 1973.
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